Die medial vermittelte tägliche Anzahl der „Positiv-Getesteten“ sowie der „An-oder-mit-Corona-Verstorbenen“ sind die Messlatten, nach denen unser Leben seit einem Jahr politisch bestimmt wird.

Was aber bedeuten diese Zahlen? Zahlen werden zu Fakten, wenn sie auf etwas Bestimmtes bezogen, d.h. in einen Zusammenhang gestellt werden. Dieser Bezug und somit die Entscheidungsgrundlage für die einschneidenden Maßnahmen wird in der Corona-Pandemie (zurecht!) von der Politik hergestellt, die – und davon sollten wir hoffentlich ausgehen können – nach bestem (Experten-)Wissen und Gewissen entscheidet.

Doch welche Gewissheiten gibt es dafür?

Heißt „Corona-positiv getestet“ automatisch, dass die Betroffenen tatsächlich infiziert und damit „krank“ sind? Die Anzahl der positiv Getesteten hängt nicht nur von der Reliabilität und Validität, sondern auch von der Anzahl der Tests ab. Je mehr Tests, desto mehr potenziell Positiv-Getestete. Klar. – Allerdings werden „Positiv-Getestete“ in den Statistiken mit „Neuinfizierten“ gleichgestellt und mitgerechnet, was so nicht stimmt. Warum diese Irreführung? Wie sich mittlerweile herausgestellt hat, gibt es inzwischen Viele, die mit Corona infiziert waren, d.h. Antikörper gebildet, aber keine Krankheitssymptome verspürt hatten. Waren diese überhaupt „krank“ im definierten Sinne? Waren sie damit auch ansteckend, oder sind dies nur Infizierte in jener Phase, in der sie auch Krankheitssymptome zeitigen? Wie viele Routine- und Vorsorgeuntersuchungen, wie viele Arztbesuche und Operationen wurden Corona-bedingt verschoben, und wie hat sich dies auf die sogenannten „Vorerkrankungen“ ausgewirkt, auf die im Zusammenhang mit der Mortalität („an oder mit Corona“) immer wieder verwiesen wird? Warum wird seitens der Behörden nicht unterschieden, ob jemand „an oder mit Corona“ verstirbt? Warum fragen die Medien hier nicht genauer nach? Das macht doch im Hinblick auf die gesellschaftlich einschneidenden politischen Entscheidungen einen Unterschied, oder?

Die Sorge vor der Überlastung unseres Gesundheitssystems ließ und lässt die Politik offenbar auf „Nummer sicher“ gehen – und damit vielleicht auch zu weit, wenn man die Einschränkungen von Grund- und Freiheitsrechten wie auch die gesamtgesellschaftlichen Kollateralschäden einbezieht. Im Gegenzug dafür wird zwar öffentliches Geld in erstaunlicher Höhe in die Hand genommen – kurzfristig ohne Frage notwendig. Wer will schon Anarchie? Doch das ist im Grunde das Kapital der von den Restriktionen Betroffenen wie auch das aller solidarisch mitverpflichteten Staatsbürger*innen, welche die Schulden, die zu Ihrem Schutz und in ihrem Namen aufgenommen werden, selbst zurückzahlen müssen.

Horst Peter Groß, Präsident des Universitäts.club|Wissenschaftsverein Kärnten

3. März 2021