Am 8. März werden die Frauen gefeiert. Anlässe, Frauen zu feiern, gäbe es unendlich viele. Allerdings sind die Verhältnisse für Frauen zwischen dem 8. März 2020 und dem diesjährigen allerorten noch schlechter geworden. Frauen haben ihre berufliche Arbeit (und damit ihre Karriere) zurückgestellt, um Mann und Kinder im gemeinsamen Haushalt zu managen, zu versorgen, Homeschooling zu betreuen, die Logistik zu stemmen und dazu noch alle emotional zu tragen. Frauen wurden unsichtbarer im letzten Jahr. Sie tauchen weniger in den Medien auf, sowohl als diejenigen, die berichten, als auch als diejenigen, über die berichtet wird. Die Krise öffnet die Bühne für Männer viel mehr als für Frauen, obwohl sie als Expertinnen gleichermaßen überall „ihren Mann“ stehen. Dafür hat die Gewalt gegen Frauen (und Kinder) zugenommen. In jedem Lockdown. Überall auf der Welt. Auch in Österreich. Auch in Deutschland. Femizid ist mittlerweile ein Begriff, der in die Alltagssprache gewandert ist. Weltfrauentag 2021? Kein Tag zum Feiern!

Der SPIEGEL notiert selbstkritisch in eigener Sache ein erstaunliches Missverhältnis: Zwischen dem 1. März 2020 und dem 28. Februar 2021 wurden in den dortigen Texten dreimal mehr Männer als Frauen namentlich erwähnt (107.000 Männern, 28.000 Frauen, https://www.spiegel.de/backstage/geschlechterverhaeltnis-in-spiegel-artikeln-so-haben-wir-frauen-und-maenner-gezaehlt-a-7eca4fd3-aaeb-4cc8-8ffb-ef72a38a003c). Blicken wir auf unseren eigenen Blog im Uni.Club, dann sieht das Bild noch düsterer aus: Es schreiben 11 Männer und – 1 Frau. Allerdings: Von den bis zum 08.03.2021 veröffentlichte 56 Blog-Beiträgen stammen 14 (25 %) aus dieser einen weiblicher Feder.

Ich wünsche mir mehr Frauen, die ihre Stimme erheben und ihre Ansichten bekunden. Für eine gute Zukunft brauchen wir so viele unterschiedliche Beiträge, wie es nur geht. Dazu braucht es weitreichende strukturelle Veränderungen. Denn eines ist sicher: An den Frauen liegt es nicht!

Heike Egner, Geographin, Sozionautin, Gastprofessorin an der Universität für Bodenkultur in Wien und Vorstandsmitglied des Universitäts.club|Wissenschaftsverein Kärnten

8. März 2021