Große Teile der Bevölkerung fühlen sich durch das Thema Technologie (noch) nicht berührt, obwohl sie täglich viele Produkte wie selbstverständlich nützen. Eine kleine Rückschau zeigt bereits, was es vor nur einer Generation noch nicht gegeben hat: Navi, SMS, Google oder das Smartphone. Technologie beeinflusst unser Leben nachhaltig. Woher kamen die Technologien? Es gibt einen sehr wichtigen Sektor, dem das Kreieren von Ideen und die Entwicklung neuer Produkte implizit abgesprochen wurde und der sich leider auch zurückgezogen hat – den öffentlichen Bereich. Die oben erwähnten Technologien wurden alle vom öffentlichen Sektor vorangetrieben, nachzulesen bei Marianna Mazzucatto[1].

Dazu ein praktisches Beispiel, welches unspektakulär ist, aber verständlich macht, was ich meine: Das Villacher Wassermobil[2]: Die Stadt Villach hat für die temporäre Überbrückung bei Reparaturen der Wasserinfrastruktur ein Wassermobil entwickelt, welches für viele Kommunen ein interessantes Produkt wäre. Daher haben deren Entwickler, Mitarbeiter der Stadt Villach, nachgefragt, ob sie als öffentliche Institution (sic!) am Wettbewerb für den Innovations- und Forschungspreis des Landes Kärnten mitmachen können. Ich nehme dies als Indiz dafür, dass Kärnten bei Investitionen in Technologiethemen auch den öffentlichen Bereich nutzen sollte! Gerade Corona hat ja eine Umwertung gebracht, die Bedeutung des Öffentlichen Sektors aufgewertet und das Paradigma „Privat vor Staat“ relativiert und dadurch wieder Möglichkeiten für eine neue „Augenhöhe“ aufgemacht. Der öffentliche Sektor kann als Auftraggeber für Universitäten und Startups ein wichtiger Forschungs- und Entwicklungspartner sein, der selbst nicht alle Risiken abdecken kann. Diese Rolle ist in den letzten Jahrzehnten ins Hintertreffen geraten. Kärnten könnte Vorbildwirkung erzeugen, wenn der öffentliche Bereich sein Innovationspotential nutzen würde.

Mit einer Technologieregion wird vieles assoziiert: Fortschritt und Attraktivität für die Menschen in Bezug auf Lebensraum und Arbeitsplätze, Modernität, kulturelle Offenheit und Internationalität. So können wir auch ein regionales Markenversprechen einlösen. Nicht nur Produkte aus der Natur, wie beispielsweise der Gailtaler Speck, schaffen Identität. Vorbildhafte Antworten geben auch Unternehmen die forschen bzw. ihr Headquarter für Forschung in Kärnten haben. Andererseits sind es aber auch Technologieschwerpunkte, vorangetrieben und finanziert vom öffentlichen Sektor, welche Rückflüsse ermöglichen. Die internationale Verflechtung mit den Besten der Welt funktioniert sowohl im Hochschulbereich wie in Forschungseinrichtungen als auch in Unternehmen. Eine innovative Verwaltung kommt jetzt dazu. Das wird zur besseren und umfassenderen Wahrnehmung regionaler Technologiepolitik und zur Bewusstseinsbildung der Bedeutung von Technologien führen.

Univ.-Prof. Mag. Dr. Erhard Juritsch, Vorstand KWF Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds, Universitätsprofessor Zentrum für Angewandte Betriebswirtschaftslehre und Entrepreneurship Universität Graz

15. Jänner 2021

[1] https://medium.com/@atlan54/mariana-mazzucato-showed-how-much-publicly-funded-r-d-was-behind-this-great-invention-the-iphone-bd9e7d83335e, abgerufen am 05.01.2021.
[2] https://kwf.at/stadt-villach-wasserwerk/, abgerufen am 05.01.2021.