An den Universitäten wird gelehrt, dass Geld drei Funktionen erfüllt: Zahlungsmittelfunktion, Wertaufbewahrungsmittel und Recheneinheit. Und es ist der Ausgang für Kapital.

Diskussion über Geld wird jetzt täglich auf der Qualitätsebene geführt, ohne dass es jemand direkt anspricht – die erlernten Funktionen spielen dabei keine Rolle.

Solange die Wirtschaft funktioniert hat, wurde über Geld kaum gesprochen. Es hat nur geheißen: Der Staat muss Geld sparen. Und das Ersparte soll für das Schuldenzahlen verwendet werden. Staatsaufgaben sollen auf ihre Nützlichkeit (für wen?) überprüft werden.

Jetzt, wo die Wirtschaft massiv eingebrochen ist, soll der Staat das Geld hergeben, das er nicht hat. Staatsschulden zahlen ist out. Er soll aber nicht Aufträge vergeben – für Forschung, Bildung, Infrastruktur, Soziales – sondern soll sein Geld, das er, wie gesagt, nicht hat, den Unternehmen geben. Haben diese kein Geld? Sie haben wirklich nur Liquidität für ein paar Monate. Vermögen sind überwiegend woanders angelegt.

Die Staatsschulden der Industriestaaten belaufen sich auf das 2 ½-fache ihrer Wirtschaftsleistung. Trotzdem sollen sie jetzt schnell Geld bereitstellen. Sie können aber nur Geld hergeben, indem ihre Schulden erhöht werden. Sie sollen es den Eigentümern jenes Sektors geben, die aus ihrer Tätigkeit in Summe das doppelte Vermögen der Staatsschulden haben. Firmenzusammenbrüche müssen abgewendet werden, drohende Arbeitslosigkeit muss überbrückt werden. Eine absolut nötige Megaaufgabe.

Die Rückführung der zusätzlichen Staatsschulden soll über eine temporär massiv erhöhte Vermögens-, Kapitalertrags- und Erbschaftssteuer erfolgen – weit gefehlt und keine Diskussion darüber.

Das führt mich zurück zur Qualität des Geldes. Öffentliches Geld ist nur dann etwas wert, wenn damit öffentliche Schulden bezahlt werden. In der Krise soll es den Unternehmen gegeben werden, weil die wissen, was damit zu tun ist.

Dann gibt es noch Bankengeld. Banken arbeiten mit Geld in zwei Richtungen. Sie definieren, was sie den Anlegern an Zinsen anbieten und wem sie Kredit geben. In der Krise soll der Staat für diese Kredite haften – ein interessantes Geschäftsmodell. Denn wenn es gut läuft, soll sich der Staat nicht einmischen.

Das heißt, wir haben es mit drei Kategorien von Geld zu tun. Geld in Händen von Privaten ist von höchster Qualität, gefolgt vom Geld der Banken. Das Geld des Staates ist von geringer Qualität und soll (deshalb) den anderen beiden Sektoren überlassen werden.

Univ.-Prof. Mag. Dr. Erhard Juritsch, Vorstand KWF Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds, Universitätsprofessor Zentrum für Angewandte Betriebswirtschaftslehre und Entrepreneurship Universität Graz

17. Juni 2020