Es war zu befürchten und hat sich zunehmend abgezeichnet: Die von der Österreichischen Bundesregierung verhängte Reisebeschränkung im Zuge der Covid-19-Maßnahmen wie auch die nicht absehbare Situation in Italien zwingen uns dazu, das Symposium 2020 abzusagen.

Dabei könnte die geplante Thematik aktueller nicht sein. Die Corona-Krise hat die Fragen, denen wir in unserem Symposium nachgehen wollten, unerwartet zugespitzt: In welcher Welt wollen wir leben? Welche Zukunft wollen wir? Wie können wir im Sinne einer „aufgeklärten Aufklärung“ aktiv werden?

Diese Fragen werden insbesondere bei der „Wiederherstellung einer neuen Normalität“ (klingt wie eine Drohung aus dem Munde jener Politiker, die uns im Krisenmodus autokratisch vorschreiben, was wir dürfen und was nicht) eine wichtige Rolle spielen. Doch nach Aufhebung der einschneidenden Maßnahmen, die wir unter der unverhandelbaren Notwendigkeit des gegenseitigen Schutzes vor Ansteckung geschockt und solidarisch mittragen, darf diese Krisenrhetorik keinesfalls weiter die bestimmende Umgangsform der Regierenden mit uns bleiben. Vielleicht mag eine (gut gemeinte) autokratische Bevormundung kurzfristig notwendig sein. Wir müssen jedoch unsere Dialogfähigkeit aufrechterhalten bzw. wiederherstellen, gerade angesichts der einschneidenden ökonomische Folgen, welche die verordneten Absagen, die uns zwangs-isolieren und damit umso ohnmächtiger erscheinen lassen, für uns haben werden.

Auch wenn wir derzeit über digitale Medien intensiver als je zuvor kommunizieren: Das direkte Gespräch, der Dialog und die Diskussion von Angesicht zu Angesicht und die gemeinsame „Prozessierung des notwendigen Widerspruchs“ können dadurch nicht ersetzt werden. Schon gar nicht, wenn es darum geht, unsere aus der Bahn geworfene Welt wieder zu stabilisieren und zukunftsfähig zu machen. Gerade weil in dieser Krisenzeit sehr deutlich wird, dass die Befürchtungen vor einer grundlegenden Veränderung mit den Hoffnungen, dass unsere derzeitige Krisenerfahrung eine gute Gelegenheit sei, längst notwendige Veränderungen einzuleiten, heftig aufeinanderprallen. Die dramatischen wirtschaftlichen Folgen, welche die beispiellosen Restriktionen weltweit zeitigen, könnten jene Konflikte, die unsere Weltgesellschaft bereits vor dieser Pandemie gespalten haben, weiter verstärken: Entscheidend wird sein, wie wir mit dem Widerspruch von Ökonomie und Ökologie umgehen werden und wie gerecht wir die sozialen Lasten verteilen, wenn die Wirtschaft weltweit am Boden liegt.

Dazu braucht es einen vernünftigen Verstand.

Wir bedauern die Absage des diesjährigen Symposiums außerordentlich. Aber Sars-CoVid-19 kann unsere Zukunft nicht verhindern.

Horst Peter Groß, Präsident des Universitäts.club|Wissenschaftsverein Kärnten

15. April 2020