Wir wissen eigentlich alles, was wir wissen müssen, um zu handeln. Zur Klimakrise gibt es unzählige wissenschaftliche Befunde und auch Forderungen an die Politik, diese alarmierenden Fakten endlich zur Kenntnis zu nehmen und rasch zu handeln.
Doch die Klimakonferenzen zeitigten bisher nur schwammige Absichtserklärungen in homöopathischen Dosen, die niemanden zum Handeln bewegen. Sie zeigten vielmehr, dass gegenwärtige wirtschaftliche und geostrategische Interessen viel wichtiger sind als die Interessen zukünftiger Generationen, die mit den Konsequenzen unseres konsequenten Nicht-Handelns werden leben müssen.
Die Zivilgesellschaft ist hin- und hergerissen zwischen zwei Seelen in einer Brust. Dem fast verzweifelten Verharren in der Bequemlichkeit der Konsumwelt und dem zugleich immer größer werdenden Bewusstsein, dass unser heutiger Lebensstandard mit dem gegenwärtigen Lebensstil nicht weiter aufrechterhalten werden kann – schon gar nicht für die gesamte Weltbevölkerung.
Diese Spaltung zeigt sich auch im Protest gegen das Nicht-Handeln. Dabei gibt es eine einzigartige Allianz von Jugend (Fridays for Future) und Wissenschaft (Scientists for Future), deren Proteste von einigen der älteren Generationen verhalten goutiert werden (man muss dem Nachwuchs zumindest zugestehen, für seine Zukunft auf die Straße zu gehen …). Herablassendes Goutieren reicht aber nicht, nicht einmal um das eigene Gewissen zu beruhigen. Die Allianz von Jugend und Wissenschaft braucht Unterstützung von all jenen unter uns, die wissen, dass es so nicht weitergehen kann. Erst wenn der Protest weitere Teile der Zivilgesellschaft ergreift, wird der notwendige zukunftsorientierte Dialog mit jenen entstehen, welche „an den Schalthebeln der Macht sitzen“ und so lange kein Interesse nach Veränderung haben, so lange sie von den aktuellen Zuständen profitieren. Auch wenn wir mit dem aktuellen Kurs gegen die Wand fahren könnten: Carpe diem – koste es, was es wolle!
Horst Peter Groß, Präsident des Universitäts.club|Wissenschaftsverein Kärnten
12. Juni 2020