Eine Kooperation des Universitäts.Club I Wissenschaftsverein Kärnten mit dem Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten und der Kelag Kärnten.
„Mensch & Natur – Quer denken“
Vortragsreihe mit Podiumsdiskussion am Freitag, den 05. April, 19:00 Uhr
Bambergsaal, Parkhotel Villach
„Angst und Lust am Untergang!?“
Prof. Dr. Christian KÖBERL
Katastrophen aus dem Weltraum: Gefahr für die Erde?
Kosmische Katastrophen werden oft mit dem Weltuntergang in Verbindung gebracht. Man muss sich hier aber die Frage stellen, was bedeutet „Weltuntergang“? Praktisch alle kosmischen (und irdischen) Ereignisse betreffen eigentlich nur die Oberfläche des Planeten, der dadurch mehr oder weniger „bewohnbar“ (durch Menschen und andere Lebewesen) wird. Nahe Supernovaexplosionen können zu einer starken Strahlenbelastung auf der Erdoberfläche führen; die langsame Erhöhung der Sonnenleuchtkraft wird in vielleicht einer Milliarde Jahre die Ozeane verdampfen lassen. Weiters zählen Einschläge ausserirdischer Körper (Kleinplaneten; Kometenkerne) auf der Erde zu den spektakulärsten und energiereichsten geologischen Prozessen die wir kennen. Auf Grund von geologischen Untersuchungen, zusammen mit astronomischen Erkenntnissen, kann man die Häufigkeit und die Auswirkungen solcher Einschläge in der Erdgeschichte ableiten. Viele Meteoriteneinschlägen haben katastrophale Auswirkungen auf die geologische und biologische Entwicklung unseres Planeten gehabt. Aber der Planet Erde zieht weiter unbeirrt seine Bahn um die Sonne.
Christian KÖBERL ist seit Ende 2009 Generaldirektor des Naturhistorischen Museums in Wien. Er ist weiters Professor für Impaktforschung und Planetare Geologie an der Universität Wien, wo er stellvertredender Leiter des Department für Lithosphärenforschung ist. Köberl hat an der Technischen Universität Wien Chemie und Physik, und an der Universität Wien Astronomie studiert, und 1983 an der Universität Graz mit einem Thema aus der Kosmochemie in Astronomie und Chemie promoviert, und hat sich 1990 nach einem mehrjährigen Gastaufenthalt bei der NASA in Houston an der Universität Wien in den Erdwissenschaften (Geo- und Kosmochemie) habilitiert. Es folgten Gastprofessuren am Dartmouth College in New Hampshire (USA), University of the Witwatersrand (Johannesburg, Südafrika) und Open University (England). Ab 1998 war er ao. Univ. Prof, seit 2009 Univ. Prof. an der Universität Wien. 2004 wurde er zum korrespondierenden und 2006 zum wirklichen Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Er ist Autor von 16 Büchern und über 360 peer-reviewten wissenschaftlichen Arbeiten; ein Asteroid wurde ihm zu Ehren „Koeberl“ genannt.
Prof. Dr. Hartmut BÖHME
Elementare Katastrophen – Elementare Gefühle. Praktische und affektive Bewältigungsformen von Groß-Katastrophen
Seit der Antike spielt in allen Kulturen die emotionale, religiöse, kognitive, aber auch praktische Verarbeitung von elementaren Katastrophen eine beutende Rolle. Sie zeigen die Verletzlichkeit des Individuums wie der Gesellschaft – und das ist so bis heute, trotz gewachsener technischer und gouvernementaler Potentiale. ‚Elementare Katastrophen’ meinen nicht Kriege oder technische Unfälle, sondern kontingente Großereignisse in den Bereichen Feuer, Wasser, Erde, Luft. Sie wurden früher, aber teilweise noch heute, im Muster von Apokalypse und Weltuntergang gedeutet. Mythische Ereignisse wie z.B. die Sintflut oder die realen Tsunamis 2004 und 2011, aber auch die Fluten in Pakistan 2010 bezeichnen das Undarstellbare schlechthin. Was jenseits der Sprache und des Bildes steht, ist das Transhumane. Mit diesem Außermenschlichen sind wir immer wieder konfrontiert. Dies berührt einen letzten Punkt des kulturellen Existierens in der Welt: auch wir Heutigen, geschützt durch die Errungenschaften der technischen Kultur, bleiben konfrontiert mit den Mächten der Natur, die sprach- und bilderlos machen – oder im Gegenteil eine zweite Flut von Bildern und Sprachexplosionen hervorbringen.
Hartmut BÖHME, studierte Germanistik, Theologie, Philosophie und Pädagogik; 1977-92 Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Universität Hamburg; 1993-2012 Professor für Kulturtheorie und Mentalitätsgeschichte, Humboldt-Universität zu Berlin; Gastprofessuren in den USA und in Japan; vielfach Leiter von DFG-Forschungsprojekten; Sprecher des Sonderforschungsbereichs „Transformationen der Antike“ (bis 2012); Träger des Meyer-Struckmann-Preises 2006 und des Hans-Kilian-Preises 2011. Letzte Publikationen u.a.: (mit Beate Slominski): Das Orale. Die Mundhöhle in Kulturgeschichte und Zahnmedizin. München 2013. – Der anatomische Akt. Zur Bildgeschichte und Psychohistorie der frühneuzeitlichen Anatomie; Gießen 2012. – u.a. (Hg.): Transformation: Ein Konzept zur Erforschung kulturellen Wandels; München 2011. – Mit Benthien, Claudia / Stephan, Inge (Hg.): Sigmund Freud und die Antike; Göttingen 2011. – Mit Formisano, Marco (Hg.): Krieg in Worten / War in Words. Transformations of War from Antiquity to Clausewitz; Berlin 2010. – Mit Adamowsky, Natascha / Felfe, Robert (Hg.): Ludi Naturae. Spiele der Natur in Kunst und Wissenschaft; München 2010. – Mit Toepfer, Georg (Hg.): Transformationen antiker Wissenschaften; Berlin New York 2010. – Mit Endres, Johannes (Hg.): Der Code der Leidenschaften. Fetischismus in den Künsten; München 2010. – Fetischismus und Kultur. Eine andere Theorie der Moderne; Reinbek bei Hamburg 2006 (polnisch 2012; englisch 2013).