„Alles könnte anders sein“ – wenn wir nur wollen! Das ist und war der Auf- und Weckruf von Harald Welzer in seiner Publikation wie auch schon beim 24. Universitäts.club-Symposium. Gesellschaftliche Transformation bedarf jedoch der Akzeptanz der Not-Wendigkeit sowie einer Vorstellung davon, wie wir in Zukunft leben wollen. Eine vorsorglich vernünftige, ökologisch nachhaltige und solidarische Zukunftsgestaltung wird seit Jahrzehnten aufgrund wirtschaftspolitischer Motive und verbreiteter Trägheit der Konsumgesellschaft verschleppt, obwohl die Krisensymptome rasant zugenommen und mittlerweile bereits erschreckende Ausmaße erreicht haben. Das verweist auf die Vermutung (Befürchtung!), dass Gesellschaften fataler Weise erst dann lernen, wenn ihnen die routinemäßige Verwaltung des Status-Quo entglitten ist und sie gezwungen sind, auf akute „Katastrophen“ zu re-agieren.

In diesem Sinne ist die COVID-19-Pandemie ein Lackmustest für politisches Krisenmanagement, lokal, national wie auch global! Die Pandemie, die 2020 innerhalb weniger Wochen das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben weltweit in verstörender Weise lahmgelegt hat, wird nicht die letzte globale gesellschaftspolitische Herausforderung für unsere Lebens- und Wirtschaftspraxis sein. Sie war jedoch die erste, die uns einen drastisch kritischeren Blick auf die Globalisierung offenbarte: Zum einen, wie eng unsere Weltgesellschaft inzwischen wirtschaftlich, technologisch und sozial vernetzt ist, womit sich auch ein Virus rasend schnell über den gesamten Globus verbreiten kann. Zum anderen, wie verletzlich und wenig resilient unsere komplexen gesellschaftlichen Organisationen und Systeme sind: Ein Lockdown von nur wenigen Wochen gefährdet Unternehmen, kulturelle Institutionen und ganze Branchen existenziell und treibt die Arbeitslosenzahlen in schwindelnde Höhen.

Die Welt, wie wir sie bisher kannten, ist offenbar zu Ende gegangen. Die Hoffnungen liegen aktuell in wirksamen Impfungen, die uns aus diesem Albtraum erlösen und unsere Rückkehr in die ersehnte (alte?!) Normalität ermöglichen soll. Was den „erlösenden“ Impfstoff betrifft, setzte man weltweit auf wissenschaftliche Expertise. In anderen existenziellen Fragen war und ist wissenschaftliche Evidenz keineswegs ein ausreichender Grund, umzudenken und verantwortungsvoll zu handeln – insbesondere, was den Klimawandel betrifft. Die damit verbundenen Veränderungen kamen schleichend daher, verändern unseren Alltag nicht „über Nacht“ und so unmittelbar, wie es mit den Corona-Folgen der Fall war, aber nicht weniger dramatisch und vor allem: langfristig und dauerhaft. Gegen dieses epochale Phänomen gibt es keine Impfung, auf die man hoffen könnte! Darauf wird sich die Menschheit dauerhaft einstellen müssen.

Vielleicht wäre jetzt, angesichts der Corona-Erfahrung, die richtige Zeit, anders auf die Zukunft zu blicken als bisher, nämlich realistischer?

→ Lesen Sie das vollständige Programm in unserem Folder (PDF).

Referent*innen

  • Vince Ebert
  • Harald Katzmair
  • Barbara Prainsack
  • Manfred Prisching
  • Thomas Schinko
  • Renée Schroeder
  • Harald Welzer


Konzeption und Moderation:

  • Horst Peter Groß

 

Impressionen: