Bei unserer Veranstaltung offenbarten – nach einem philosophischen Auftakt zum anthropologischen Grundwiderspruch von Mensch und Natur – die vier Vorträge von drei ausgewiesenen Kärntner Naturwissenschaftslern sowie einem praktizierenden Land- und Forstwirt die kontroversen Sichtweisen auf den Wald und den Klimawandel, die auch in der Gesellschaft aktuell diskutiert werden. In dem sich am nächsten Tag anschließenden Workshop mit Waldbauern aus dem Umfeld der Naturparkgemeinde Weissensee erarbeiteten wir gemeinsam eine Stellungnahme.

⇒ Policy-Brief als PDF zum Download

Infos zur Veranstaltung am 23. und 24. März

Kärnten war in den letzten Jahren durch außergewöhnliche Unwetterereignisse stark von Überschwemmungen, Hangrutschungen und Windbruch betroffen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Klimaveränderung dabei eine mitverursachende Rolle spielt. Unabhängig davon stellt sich die Frage, wie mit den Folgeschäden der Wetterereignisse umgegangen werden soll und welche Maßnahmen gesetzt werden müssten, um sich bestmöglich darauf einzustellen: sowohl im Hinblick auf die Vorbereitung auf zukünftige Wetterereignisse als auch auf die vorbeugende „Reparatur“ der Schäden, die möglichst die lebensnotwendigen Bedingungen der Ökosysteme berücksichtigen und ein langfristig nachhaltiges Miteinander von Mensch und Natur ermöglichen.

Folder zum Downloaden:

Der Wald als besonderes Ökosystem soll im Rahmen dieser Veranstaltung einer genaueren Betrachtung unterzogen werden und zwar einerseits aus wissenschaftlicher Sicht und im Zusammenhang mit der Klimaveränderung, andererseits aber auch aus Sicht der Waldbauern, für die der Wald langfristig als Lebensgrundlage dienen soll – ohne jedoch einseitig als Produktionsmittel „verwendet“ zu werden. Abgesehen von der möglichst kurzfristigen ökonomischen Nutzung im Sinne von Aufforstung und Schlägerung ist der Wald auch ein Karbonspeicher, der weit darüber hinaus in Zeiten des Klimawandels einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten kann.

Somit stellt sich auch die Frage, wie weit der Wald anders als forstwirtschaftlich „zu nutzen“ wäre und ob sich nicht auch andere „Geschäftsmodelle“ ergeben, wenn man den Wald als ökologische Ressource der Menschheit betrachtet.

Diese Veranstaltung ist eine Initiative im Rahmen der „Landschaft des Wissens“ des Universitäts.club|Wissenschaftsverein Kärnten.

Zum Bericht in der Kärntner Krone vom 19. März 2019

Zum Bericht in der Kleinen Zeitung vom 20. März 2019

Wann und wo?
Samstag, 23. und Sonntag 24. März 2019
Veranstaltungs- und Seminarzentrum Weissensee-Haus, Naturparkgemeinde Weissensee

Programm im Überblick:

Samstag, 23. März 2019
19:30 Uhr
Bürgermeister Gerhard Koch und Tourismusobfrau Almut Knaller

Begrüßung
Dr. Horst Peter Groß

Eröffnung und Einleitung: Mensch und Natur und das Verhältnis von Theorie und Praxis
19:45 Uhr
Dr. Andreas Kleewein

Die kulturgeschichtliche Nutzung des Ökosystems Wald und dessen Rolle für die Tierwelt
Das Ökosystem Wald bedeckt 48 % der Fläche Österreichs und bietet neben der Nutzung als Werkstoff auch Erholung für den Menschen aber vor allem Lebensraum für Tiere. Ebenso vielfältig wie die Waldtypen, sind auch die Tierarten die in den Wäldern leben. Sie haben jedoch spezielle Ansprüche an ihren Lebensraum. Die Bewirtschaftung des Waldes schließt das Vorkommen von seltenen Tierarten nicht aus. Es kommt jedoch auf dessen Intensität an, die ausschlaggebend für den Erhalt der Arten ist.

20:15 Uhr
Univ.-Prof. Dr. Helmut Zwander

Pollenflug – Waldzustand und Klimaveränderung
Über die Freisetzung von Pollen und seiner Archivierung in Moorböden kann die nacheiszeitliche Geschichte des Waldes in Kärnten gut rekonstruiert werden. Dabei entsteht ein Bild, das von einer ständigen Veränderung des Waldes und seiner Baumarten berichtet. Im Verlauf der letzten Jahrhunderte hat erstmals der direkte Einfluss des Menschen den Wald stärker verändert als der Klimawandel. Die derzeitige Situation des Waldes wird geprägt von der Zunahme des Kohlenstoffdioxid-Gehaltes in der Atmosphäre und der globalen Erwärmung. Dies hat massive Auswirkungen auf die Pollenproduktion und auf die Entwicklung von Allergien.

20:45 Uhr
DI Dr. Hanns Kirchmeir

Traditionelle und neue Märkte für Wald-Dienstleistungen im Lichte von Windbruch und Aufbereitung
Die sich rasch ändernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kombiniert mit unberechenbaren Auswirkungen der Klimaveränderung stellen eine zunehmende Herausforderung für die Waldbewirtschaftung dar. Mit durchschnittlich 80-120 Jahren sind die Produktionszyklen in der Waldwirtschaft von der Keimung oder Pflanzung bis zum erntereifen Baum im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen extrem lange. Das erschwert wirtschaftliche Entscheidungen, da sowohl Ertrags- als auch Risikoabschätzung über derart lange Zeiträume schwierig sind. Dabei werden die zahlreichen Ökosystemdienstleistungen des Waldes bei breiten Gesellschaftsschichten hochgeschätzt. Neben den traditionellen Produkt Holz gibt es eine steigende Nachfrage bzw. gesellschaftliche Aufmerksamkeit für andere Leistungen, wie zum Beispiel Speicherung vom Treibhausgas Kohlendioxid in den Bäumen und im Boden, Schutz vor Naturgefahren und Erosionsschutz oder günstige Auswirkungen auf das Lokalklima. Für wenige dieser alternativen Dienstleistungen gib es derzeit einen entsprechenden Markt, aber warum sollte das in einer Zeit ständiger Veränderung so bleiben?

21:15 Uhr
Diskussion

21:45 Uhr
Gemütlicher Ausklang

Sonntag, 24. März 2019
09:00
DI Andreas Irsa

Praktische Betrachtung der aktuellen und Einschätzung mittelfristigen forstwirtschaftlichen Situation (wirtschaftlich und ökologisch) unserer montanen und subalpinen Wirtschaftswälder
Praktische Erfahrungen mit Waldproblemen verschiedenster Art der vergangenen Jahrzehnte; Vorgangsweise und Resultate der durchgeführten Sanierungsmaßnahmen; Kritische Betrachtung der Situation der Waldeigentümer; Tipps für die Praxis bezüglich Wiederbewaldung devastierter Flächen.

09:30 Uhr
Der Wald als Ökosystem und Wirtschaftsfaktor
Workshop
Moderiert von Horst Peter Groß – mit Andreas Irsa, Hanns Kirchmeir, Helmut Zwander

11:30 Uhr
Abschlussdiskussion: Schlussfolgerungen und weiterer Prozess

12.00 Uhr
Ende und Ausklang …

Referenten:
DI Dr. Hanns Kirchmeir hat an der Universität Wien an der Abteilung Vegetationsökologie und Naturschutzforschung studiert und dort auch 5 Jahre an dem MAB-Projekt „Hemerobie Österreichischer Waldökosysteme“ gearbeitet. Seit über 20 Jahren ist er bei E.C.O. Institut für Ökologie in Klagenfurt als Teilhaber und Projektleiter tätig. Er arbeitet seit 2008 verstärkt im internationalen Projektfeld im Bereichen Waldökologie, Schutzgebietsentwicklung und Entwicklungszusammenarbeit.

DI Andreas Paul Irsa praktiziert in Gmünden als Forst-, Land- und Gastwirt mit langjähriger Erfahrung zum Thema „Waldniedergang“, dessen Beurteilung und langfristiger Sanierungsmaßnahmen.

Univ.-Prof. Dr. Helmut Zwander lehrt im Fachbereich Biologie an der Pädagogische Hochschule Kärnten/Viktor Frankl Hochschule sowie an der Universität Graz. Wissenschaftlicher Leiter des Pollenwarndienstes des Landes Kärnten. Präsident des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten. Biobauer einer kleinen Landwirtschaft in Wurdach, Köttmannsdorf.

Dr. Andreas Kleewein ist als Geschäftsführer von BirdLife Kärnten schon seit vielen Jahren im Bereich Naturschutz tätig. Zudem Vorstandsmitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten und Beirat der Naturparke Österreichs. Forschungsprojekte in den Bereichen Brutbiologie von höhlenbrütenden und bodenbrütenden Vogelarten, Analysen von Bestandsentwicklungen ausgewählter Vogelarten und naturschutzfachlicher Fragestellungen.

Konzeption und Organisation:
Mag. Dr. Horst Peter Groß
Philosoph und Unternehmensberater, Leiter des Instituts zur Förderung von Wissenschaft und Forschung (IFWF) der Kärntner Sparkasse AG. Herausgeber der Publikationsreihe „Klagenfurter Interdisziplinäres Kolleg“ und der „Edition Kunst|Wissenschaft|Gesellschaft – Quer denken“. 1997 bis 2003 Mitglied des Universitätsbeirats der Universität Klagenfurt, zuletzt Vorsitzender. 2003 bis 2008 Vorsitzender des Universitätsrats der Alpen-Adria- Universität Klagenfurt. Seit 1995 Präsident des Universitäts.club|Wissenschaftsverein Kärnten.

Veranstalter:
Universitäts.club|Wissenschaftsverein Kärnten
Naturwissenschaftlicher Verein für Kärnten
Naturparkgemeinde Weissensee