Eine Kooperation des Universitäts.Club I Wissenschaftsverein Kärnten mit dem Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten und der Kelag Kärnten.

„Mensch & Natur – Quer denken“
Vortragsreihe mit Podiumsdiskussion am Donnerstag, den 15.03.2012 um 18:00 im Stiftungssaal der Alpen-Adria-Universität Servicegebäude.

„Die (Natur-) Geschichte von Gut und Böse“

Der Eintritt ist frei – wir bitten jedoch um Anmeldung!

Franz Wuketits

„Wie viel Moral verträgt der Mensch?“

Die konsequente Ausweitung des Evolutionsdenkens auf den Menschen schließt auch moralische Phänomene mit ein. Moral fiel nicht vom Himmel. Verhaltensweisen, die wir als „gut“ oder „böse“ bezeichnen, sind in der Evolution durch natürliche Auslese entstanden und in der menschlichen Natur tief verwurzelt. Die evolutionäre Ethik widerspricht jedem idealisierten Menschenbild und führt zu dem Schluss, dass unsere Moralfähigkeit begrenzt sei. Aber sie erlaubt auch einen gedämpften Optimismus: Neben der Veranlagung zum „Bösen“ trägt der Mensch auch eine Disposition zum „Guten“ in sich, die unter gegebenen sozialen/kulturellen Rahmenbedingungen in Erscheinung tritt.

Univ.-Prof. Dr. Franz Wuketits
Geb. 1955 in Parndorf (Burgenland, Österreich). Studium der Zoologie, Paläontologie, Philosophie und Wissenschaftstheorie an der Universität Wien, Promotion 1978, Lehrbefugnis 1980 ebendort. Seither Lehrtätigkeit am Institut für Philosophie (Schwerpunkt Philosophie der Biowissenschaften) der Universität Wien, sowie Lehraufträge und Gastprofessuren an mehreren anderen Universitäten (Universität Graz 1987-2004, Technische Universität Wien 1998-2003, Universität der Balearen in Palma de Mallorca, 2006, 2008, 2009, 2010).  Seit 2002 Vorstandmitglied des Konrad Lorenz Instituts für Evolutions- und Kognitionsforschung in Altenberg an der Donau (Niederösterreich). Wissenschaftlicher Beirat mehrerer Institutionen und Gesellschaften, u. a. Freie Akademie Berlin. Beirat in verschiedenen wissenschaftlichen Zeitschriften, u. a. „Biological Theory“, „La Nuova Critica“„Ludus Vitalis“.  Autor von über 460 Veröffentlichungen (darunter 38 Büchern) und Herausgeber oder Mitherausgeber von 15 Sammelbänden. Er lebt in Wien.

Peter Heintel

Der Mensch ist nicht nur, er ist sich selbst aufgegeben. Moral als Preis von „Naturversagen“

Ist der Mensch von Natur aus gut oder böse? Darüber hat man in und nach der Aufklärung intensiv debattiert und die Meinungen waren geteilt und sind es bis heute. Allein diese Debatte bezeugt ein gebrochenes Verhältnis zu dem, was wir Natur nennen. Diese wird je nachdem was man braucht als Außenhalt verwendet. Die einen sehen unsere Moral schon in der gesamten Evolution vorbereitet und verankert, die anderen, sich nicht immer korrekt auf Charles Darwin berufend, schließen aus dem Selektionsgedanken der Natur („survival of the fittest“) auf den „natürlichen“ Egoismus aller Menschen, der angeblich indirekt insgesamt uns alle vorandrängt. Die Natur selbst gibt keine Antwort, und gäbe sie eine, wären wir imstande, sie zu bezweifeln, außer Kraft zu setzen – selbst um den Preis unseres Untergangs. Offensichtlich hat die Natur einiges offen gelassen, die Menschen förmlich dazu aufgefordert, in diesen Freiraum einzutreten, eine „zweite“ Evolution zu beginnen. Moralität und Sittlichkeit helfen, sich in diesem Entwicklungsprozess zu orientieren – sind der Preis dafür, dass wir in unserem „natürlichen“ Sein kein ausreichendes Fundament haben, uns immer auch mit unserem Sollen befassen müssen, das uns auch zur ethischen Frage zwingt: „Wollen wir alles so, wie wir es eingerichtet haben?“

Em. Univ.-Prof. Dr. Peter Heintel
Professor für Philosophie und Gruppendynamik, seit 10/2009 emeritiert; er war von 1974 bis 1977 Rektor der Universität Klagenfurt, von 2003 bis 2005 Senatsvorsitzender und ist als Organisationsberater in zahlreichen in- und ausländischen Institutionen, Organisationen und Unternehmen tätig.
Peter Heintel hat auf den verschiedensten Gebieten der Philosophie und Gruppendynamik veröffentlicht. Besondere Beachtung bekamen seine Schriften zur Geschichtsphilosophie und Wissenschaftsgeschichte. Er ist auch als Zeitforscher bekannt und hat den „Verein zur Verzögerung der Zeit“ gegründet.
Seine Arbeitsschwerpunkte an der Alpen-Adria-Universität sind Interventionsforschung, Kulturelle Nachhaltigkeit, Konfliktforschung.