Wissen schafft Kultur – 29.10. I 19.11. I 10.12. 2013 I 21.1 2014
Vorlesungsreihe 7. Semester 2012/2013
Der Eintritt ist FREI! Wir ersuchen jedoch um Anmeldung für die Organisation unter info@wsk.or.at.
WSK 25 Gerd B. ACHENBACH
Dienstag, 29. Oktober, 19:00 Uhr, Stiftungssaal im Servicegebäude der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
KULTUR SCHAFFT WISSEN.
Ein nötiges Complementum zur Devise, wonach Wissen Kultur befördert
Wenn im Vorlesungsprogramm „Wissen schafft Kultur“ ein Vortrag unter dem gedrehten Titel „Kultur schafft Wissen“ angekündigt wird, soll damit der richtigen Intuition dieser Reihe keineswegs widersprochen werden. Wohl aber hat der Philosoph Gerd B. Achenbach eine Ergänzung im Auge und einen womöglich unter Modernitätsbedingungen vergessenen Zusammenhang: Es ist in erster Linie die Kultur, der wir unser gediegenes Wissen verdanken, jenes Wissen, das aus Tieren mit menschlichem Antlitz erst wahrhaft Menschen macht. Es gilt: Zukunft braucht Herkunft, die Bestände kultureller Überlieferung aber sind eine gefährdete Ressource.
Gert Achenbach: Geboren 1947 in Hameln, Studium unter anderen der Philosophie in Köln und Gießen, Promotion bei Odo Marquard. 1981 Gründung der Philosophischen Praxis. Vorsitzender der »Gesellschaft für Philo sophische Praxis gpp« und Leiter verschiedener Lehrgänge, Lehrtätigkeit an mehreren europäischen Universitäten, unter anderem in Klagenfurt, Wien und Berlin.
Publikationen
2010: Zur Einführung der Philosophischen Praxis. J. Dinter 2010: Das kleine Buch der inneren Ruhe. Herder (2006: Il libro della quiete interiore) 2009: Lebenskönnerschaft. J. Dinter (Übersetzungen ins Italienische und Niederländische) 2006: Liebe – Der göttliche Wahn. Herder (2009: Il libro dell’amore)
WSK 26 Christina von BRAUN
Dienstag, 19. November, 19:00 Uhr, Stiftungssaal im Servicegebäude der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
DER PREIS DES GELDES.
Kulturhistorische und psychologische Perspektiven auf die moderne Finanzwirtschaft
Es gibt unter Ökonomen einen breiten Konsens darüber, dass das Geld keiner Deckung bedarf. Christina von Braun vertritt die Gegenthese: Das moderne Geld, das keinen materiellen Gegenwert hat, wird durch den menschlichen Körper ‚gedeckt’. Das erklärt die extrem unterschiedlichen Entwicklungen der Einkommen im Finanzkapitalismus wie auch die Monetarisierung des menschlichen Körpers: im Söldnertum, der Prostitution, dem Organhandel, dem Sport, dem Versicherungswesen oder der Reproduktionsmedizin. Diese moderne Beglaubigung des Geldes ist schon im sakralen Ursprung des Geldes angelegt, das nach einem Opfer verlangt, um ‚fruchtbar‘ zu werden und sich vermehren zu können. Weil beides, sowohl die Opfer- als auch die Inkarnationslogik des Geldes, in den christlichen Heilslehren – mit Kreuzigung und ‚Fleischwerdung des Wortes’ – eine Entsprechung fand, wurden der christliche Kulturraum zum idealen kulturellen Nährboden für die Entwicklung der Geldwirtschaft und die Entstehung des Kapitalismus.
Christina von Braun: Geboren in Rom. Studium in den USA und in Deutschland. Von 1969 bis 1981 in Paris, dann in Bonn tätig als freischaffende Autorin und Filmemacherin. Seit 1994 Professorin für Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. 1996–2003 Gründerin und Leiterin des Studiengangs Gender Studies an der hub. Vizepräsidentin des Goethe-Instituts. Seit 2012 Sprecherin des »Zentrums Jüdische Studien Berlin-Brandenburg«, Filmemacherin.
Publikationen
2012: Der Preis des Geldes. Eine Kulturgeschichte. Aufbau 1985–2009: Nicht ich. Logik Lüge Libido. Aufbau 2009: Das Unbewusste. Krisis und Kapital der Wissenschaften (herausgegeben gemeinsam mit Dorothea Dornhof und Eva Johach). transcript |Glauben, Wissen und Geschlecht in den drei Religionen des Buches. Picus 2007: Verschleierte Wirklichkeit. Die Frau, der Islam und der Westen (gemeinsam mit Bettina Mathes). Aufbau | Stille Post. Eine andere Familiengeschichte. Propyläen | Mythen des Blutes (heraus gegeben gemeinsam mit Christoph Wulf). Campus
WSK 27 Barbara SCHWEDER
Dienstag, 10. Dezember, 19:00 Uhr, Stiftungssaal im Servicegebäude der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
MÄNNER FÜHLEN ANDERS.
Evolutionsbiologische Hintergründe der emotionalen Unterschiede von Mann und Frau
Männer und Frauen fühlen! Nur jeder auf seine Weise. Liebe, soziale Gefühle, Empathie, aber auch Sex oder Aggression werden von Frauen und Männern nicht nur unterschiedlich wahrgenommen, sondern auch auf geschlechtstypische Weise verarbeitet. Das Spannungsfeld männlichen und weiblichen Seelenlebens entfaltet sich vor dem biologischen Hintergrund und der individuellen Erfahrung. Phasen der Sensibilität in der Kindheit, in welchen die Fähigkeit mit Gefühlen umzugehen durch soziales Lernen erworben werden muss, tragen dazu ebenso bei wie gesellschaftliche Einflüsse. Rollenbilder und Wertvorstellungen der Gemeinschaft beeinflussen das typisch männliche und weibliche Verhalten und verstärken oft sekundär wieder stammesgeschichtlich altes Erbgut.
Barbara Schweder: Geboren 1963 in Wien. Studium der Anthropologie und Zoologie in Wien und North Carolina. Forschungsassistentin und Lektorin an der Universität Wien. Seit 2009 Assistentin am Institut für forensische Neuropsychiatrie am Neurologischen Psychiatrischen Zentrum Belvedere, Wien.
Publikationen
2012: Frauen fühlen anders. Männer auch. Orac 2008:Mutterliebe. Warum sie uns stark macht. Weshalb sie bedroht ist. Ueberreuter 2004:Mimosen in Hosen. Eine Naturgeschichte des Mannes (mit Sabina Riedl). Ueberreuter 2003: Wie Frauen Männer gegen ihren Willen glücklich machen (mit Sabina Riedl). Ueberreuter 2000: Der kleine Unterschied. Warum Männer und Frauen anders denken und fühlen (mit Sabina Riedl). Knaur
WSK 28 Martin KUSEJ
Dienstag, 21. Jänner 2014, 19:00 Uhr, Stiftungssaal im Servicegebäude der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
SCHAUSPIELEN IST SEIN.
Das Theater als gesellschaftspolitischer Seismograph
Dem psychologischen Realismus – auf den der russische Theaterreformer K. S. Stanislawski vor hundert Jahren schon hinarbeitete – nähert sich auch Martin Kušej. Tschechow, Ibsen und Schnitzler sind die Autoren, die er zur Zeit präferiert. Geschichtliche Ereignisse, etwa der Beginn des Ersten Weltkriegs wirken bis heute nach, meint Kušej – bis ins Theater. Kann das Theater erspüren, was die Zukunft an potenziellen Ereignissen in sich trägt? Ist Theater eine Art gesellschaftspolitischer Seismograph? Welche Funktion schreibt der im Kärnten zweisprachig aufgewachsene und international so erfolgreiche Regisseur dem Theater zu? Soll das Leben geprobt werden, soll es uns nur eine Vorstellung vom Leben geben, oder gar – im besten Wortsinn – aufklären? Oder ist Theater ohnedies nur das, was Brecht sarkastisch anmerkte: „Ein Theater ist ein Unternehmen, das Abendunterhaltung verkauft.“
Martin Kušej: Geboren 1961, aufgewachsen im zweisprachigen Kärntner Jauntal, Studium der Germanistik und Sportwissenschaft an der Universität Graz sowie Regie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Graz. 1986 Regieassistent am Landestheater Salzburg und am Slowenischen Nationaltheater Ljubljana, daneben Sprachstudium Slowenisch. Seit 1987 Inszenierungen in Graz, Ljubljana, Klagenfurt und Wien. Ab 1993 fester Regisseur am Staatsschauspiel Stuttgart, danach Regisseur an allen großen Bühnen des deutschsprachigen Raums. 2005 und 2006 Leiter des Schauspiels der Salzburger Festspiele. Seit 2011 Intendant des Bayerischen Staatsschauspiels (Residenztheater) München. Ab Herbst 2013 auch Regieprofessor am Wiener Max Reinhardt Seminar.
Die 28. Vorlesung von Wissen schafft Kultur findet in Kooperation mit dem Kultursender Ö1 statt und wird als Dialog gestaltet: „Zeitgenossen im Gespräch“, Michael Kerbler spricht mit Martin Kušej.